Einreichung für Graz, Kulturhauptstadt 2003
engere Wahl
Konzept: OPK - DI Heide-Maria Schatzl, DI Roland Wück
Die Strassenbahn 1 zuckelt durch Mariatrost. Zäune, Hecken, Gitter - räumliche Verbindungen fehlen von der einen Seite der Trasse zur anderen. In den 80 ern und 90 ern setzte eine rege Bautätigkeit ein, viele Jungfamilien siedelten sich in Mariatrost an. Die BewohnerInnen von "Alt" und "Neu"- Mariatrost kennen sich kaum.
Frau Berta z. B. wohnt alleine. Zwei bis dreimal im Monat würde sie sich gerne um ein kleines Kind kümmern. Ohne Ausbildung zur Tagesmutter geht das aber nicht und das wär ihr sowieso zuviel.
Herr Franz hat Äpfel und Zwetschken im Garten. Zuviele für ihn, soviele, dass sie abfallen und liegenbleiben. Wie seine Maridl noch war, sie hat Zwetschkenmarmelade eingekocht. 40 Jahre lang. Wenn ihm jemand so gute Marmelade machen könnte, er würde die Hälfte seines Obstes dafür verschenken.
Jo trifft sich jeden Tag am Spielplatz mit seinen Freunden. Sie haben keinen Platz sonst wo - ohne Geld,... eine leerstehende Garage, das wärs. Sie sind handwerklich geschickt, könnten diese in Schwung bringen und vor allem dort mit ihrer Band spielen. The "untrusted souls" haben den geilsten Sound der Welt. Und dann könnten sie ein Garagenkonzert geben, wie Zappa, wo doch Graz Kulturhauptstadt wird, da wär was los.
Szenario
Frau Berta lernt Evelyn kennen, ihr kleiner Jason Lee erhellt Bertas Herz. Evelyn hat kann sich dafür in einer Frauengruppe engagieren und ein Video zum Thema heimliche Gewalt gegen Frauen drehen. Herr Franz lässt sich mit Luis Baptistas selbstgemachter Zwetschkenmarmelade verwöhnen und baut seine Vorurteile gegen Schwarzafrikaner ab. Die "untrusted souls" nisten sich probeweise in die Garage von Anna Faber, einer ehemaligen Musiklehrerin, ein. Sie schreibt sogar die Einladungen für das erste Konzert in der Garage.
Neue Beziehungen entstehen in Maria Trost, das soziale Netz verdichtet sich. Die Haustüren rücken ein Stück näher zusammen.
Arbeitsweise
Die OPK will dazu in Maria Trost ein Jahr lang die Nachbarschaft beleben. Soziale Netze abtasten. Randgruppen einbeziehen. Einen Katalog von Nachfrage und Angebot im soziokulturellen Bereich erstellen. Potenziale finden. Kontakte initiieren. Tauschbeziehungen aushandeln. Freundschaften entstehen lassen. Treffpunkte organisieren. Initiativen fördern und damit Impulse setzen. Öffentlichen Raum für Mariatroster und Mariatrosterinnen erobern.